Auf der re:publica 2011, die vom 13. bis 15. April in Berlin stattfand, diskutierten Uta Dauke, Referatsleiterin für Verwaltungsmodernisierung im Bundesministerium des Innern, Daniel Dietrich, Vorsitzender des Open-Data-Netzwerks, Heide Vathauer, Referat eGovernment Bremen, und Marcus Dapp, IT-Stratege der Stadt München, zur Open-Government-Strategie des Bundes.
Marcus Dapp warb für ein eGovernment, das nicht nur Dienste über das Netz abwickle, sondern für Transparenz sorge und Teilnahme ermögliche. Dapp prognostizierte, dass sich eine echte Open-Government-Strategie zukünftig zu einem wichtigen Faktor im Standortwettbewerb entwickeln werde. Bürger könnten durch ePartizipation intellektuell an ihre Stadt gebunden werden. Über eine Internet-Community könne sich der Einzelne mit seiner Gebietskörperschaft identifizieren, was zu einem geistigen „ownership“ der Bürger an der Stadt führen könne. Er räumte dabei ein, dass ein solches Modell für Kommunen einfacher zu verwirklichen sei als auf Landes- oder Bundesebene.
Zur Umsetzung von eGovernment-Strategien forderte Dapp nach dem Vorbild des Public-Private-Partnership ein “Community-Private-Partnership”. Anlässlich des „MOGDy“ habe er mit zahlreichen Nichtregierungsorganisationen zusammengearbeitet. Als er diese Communities für ihre Arbeit entlohnen wollte, sei er regelmäßig am Vergaberecht gescheitert. Er warb deshalb für eine Anpassung der Vorschriften.
Die Vertreterin des Landes Bremen berichtete von dem sehr weitgehenden Informationsfreiheitsgesetz ihres Landes, das eine proaktive Veröffentlichung von Daten vorsehe. Hinsichtlich diverser weiterhin offener Fragen z.B. im Bereich der Lizenzierung, sei Bremen allerdings auf die anderen Länder und den Bund angewiesen. Deshalb hoffe sie auf die Unterstützung ihrer Kollegen, um den Open-Government-Prozess in Bremen noch weiter und schneller voranzutreiben.
Uta Dauke stellte die eGovernment Initiativen des Bundes vor und verwies u.a. auf die in der sog. Dresdner-Erklärung anlässlich des IT-Gipfels im Jahr 2010 vereinbarte Open-Data Plattform. Sie soll bis 2013 eingerichtet werden und die Plattformen von Bund, Ländern und Kommunen vernetzen. Die Vertreterin des Bundesinnenministeriums bezeichnete den Anfang April gestarteten EU-weiten Public-Data-Wettbewerb zur Weiterverwendung öffentlicher Daten zum Nutzen der europäischen Bürger als eine beispielhafte Initiative, um über Apps dem Bürger den Nutzen öffentlicher Daten zu verdeutlichen. Gleiches gelte für das „Portal U“ des Bundesumweltministeriums in Kooperation mit den Ländern.
Nach dem Vorbild von Tim O’Reillys „government as a platform“ forderte Open-Data-Aktivist Daniel Dietrich die Regierungen in Bund und Ländern auf, mehr Daten zu veröffentlichen. Er kritisierte dabei eine Ankündigung des Bundesfinanzministeriums, den Bundeshaushalt zu visualisieren. Eine echte Kooperation zwischen Bürgern und Verwaltung entstehe erst dann, wenn die Rohdaten ins Netz gestellt werden und es den Bürgern überlassen bleibe, aus deren Sicht sinnvolle Anwendungen für die Regierungen zu bauen.